Parallelreise 1 - Aufbruch

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Drei parallele Reisen: physisch Griechenland, emotional eine große Liebe und spirituell in unbekannte Regionen.

Adrian plant eigentlich nur, mit Freunden einen netten Urlaub in Griechenland mit dem Motorrad zu machen. Aber es kommt alles anders, als es der Plan vorsieht. Er erlebt eine Berg- und Talfahrt zwischen Erwartung und Enttäuschung. Was er gerne möchte, bekommt er meistens nicht und was er nicht erwartet, das fällt ihm zu. Eine Art des Umgangs vom Schicksal mit ihm, die den beruflichen Zahlenmenschen sehr verwirrt.
In Teil 1 fährt Adrian nach Griechenland, trifft wie geplant seine Freunde und erlebt den Beginn einer emotionalen Berg- und Talfahrt.

Ein Roman im sonnenflirrenden Griechenland für den dieser Spruch gemacht sein könnte: ›Der Mensch plant und Gott lacht.‹ Und ein Muss für jeden Griechenlandfreund.

 

Inhaltsverzeichnis

Aufbruch ins Ungewisse
    Aufbruch
    Krone
    Check-in
Deckpassage
    An Bord
    Auf See
Ohne Vergangenheit
    Nacht I
    Nacht II
    Tian
    Ankunft
Samt unter den Reifen
    Abschied
    Nerventest
    Nachtabenteuer
Odyssee
    Frühstück auf Anders
    Weite und Flamingos
    Feigen Public Domain
    Die Unbekannte
    Vereint
Gefunden und verloren!
    Gruselnacht
    Eine andere Welt
    Gedämpft
    Straßenritual
    Überraschung
Licht und Dunkel
    Träumen
    Methana
    Fast kein Zitronenhain
    Verloren
    Nachtgespenster
Tausendundeine Nacht
    Märchenbuchseiten
    Vertraue!
    Lebensrhythmen
Wilde Hatz
    Time-out
    Über den Taigetos
    Marias Beisl
    Wolfshunde
Kreisverkehr
    Abschied
    Neugier
    Wüstenplanet
    Hoffnungslos
    Unmöglich!
    Ein Bett!

 

 

Leseprobe

Aufbruch ins Ungewisse

Acht Uhr morgens. Von der Ampel leuchtet es rot über mich hinweg, ein unpersönliches Auge, an niemanden Bestimmten gerichtet. Der Verkehr auf der vierspurigen Straße quer vor mir wischt in unregelmäßigen Intervallen vorüber, samstagsmüde scheint mir. Der Himmel wolkenlos, die Luft, ungeachtet der frühen Stunde, spätsommerlich angenehm. Vögel zwitschern und die Bäume stehen noch im mittjährlich-satten Grün. Unter mir spüre ich die schwere Maschine von Akbar vibrieren, die sechs Zylinder laufen noch unrund, aber sauber. Die Welt scheint mir gewogen.

Vor vierzehn Tagen hat mich ein Freund angemailt. Er führe mit seinem Sohn nach Griechenland, ob ich nicht mitkommen wolle? Klar wollte ich! Als rechte Hand eines Unternehmensinhabers mit jahrelanger 70-Stundenwoche habe ich mindestens ein Jahr Urlaub gut. Oder zwei; nötig hab ich ihn auch.
Trotz späten Schlafengehens bin ich auf Anhieb wach gewesen. Während des letzten Frühstücks daheim für die nächsten vier Wochen habe ich geglaubt, draußen Akbar schon ungeduldig mit den Tatzen scharren zu hören. Ein letzter Check: Geld, Pass, Zahnbürste. Die Lederjacke zum Schutz vor dem frischeren Fahrtwind, Handschuhe sind keine nötig. Etwas Choke, der Motor springt sofort an, ein paarmal sanft die Tourenzahl erhöht, die sechs Zylinder brüllen kurz auf. Es ist kein humpelndes Bullern wie das einer Harley Davidson, sondern ein giftiges Fauchen. Zahm und leise im Leerlauf, aber bedrohlich röhrend bei Bedarf. Helm, Sonnenbrille. Ein letztes Winken zurück zu meinem Haus, im Standgas durchs Gartentor.

Das ist vor keinen fünf Minuten gewesen. Nun sitze ich hier auf meinem kraftstrotzenden Ungetüm, das nur auf einen drehenden Wink mit der rechten Hand wartet, um loszuspringen und mich auf seinem Rücken auf seinem wilden Ritt ins Abenteuer mitzunehmen. Ich lächle, als mir ein Bild durch den Kopf geht, in dem Akbar durch die Stadt jagt und ich, nur mit den beiden Händen am Lenker, über ihm mitwehe, wie ein Taschentuch im Wind. Ein Schauer huscht über meinen Rücken. Die Rotphase scheint nicht zu enden. Doch jetzt bemerke ich, wie der Querverkehr stehen bleibt. Unsere Zeit ist gekommen. Ich biege rechts in die Hauptstraße ein, gleich die nächste Ampel wieder auf Rot. Ab nun sind uns die Lichter zugetan, winken uns in unpersönlichem Grün durch, entlassen uns zusehends aus der kleinen Hauptstadt im Süden Österreichs.  Langsam beginne ich, es zu glauben.

Die noch kühle Morgenluft streicht über mein Gesicht, während ich am Zentrum vorbeirolle. Noch zwei Ampeln, dann die breite Ausfallstraße Richtung Süden, schnurgerade, kaum ansteigend. Tiger Akbar will es, ich will es, eine Drehung am Gasgriff und im Nu haben wir hundert Sachen auf dem Tacho. Gemach, lächle ich, gemach, du hast alle Zeit der Welt! Wenige Minuten später überfahren wir den Scheitelpunkt eines Sattels, lassen das imposante Schloss links hinter uns und streben dem großzügigen Tal zu, in dessen tiefster Stelle sich wie ein glänzender Aal der Fluss rekelt, hier zu beeindruckender Breite gestaut. In der ausladenden, einzigen Hundertachtzig-Grad-Kurve der nun vierspurigen Straße ziehe ich innen an einem PKW vorbei, bei einer Bodenwelle streift die Fußraste am Asphalt. Nun fahre ich nach Westen und die Sonne macht aus dem trägen Aal ein gleißendes Band, das sich erst in der Ferne hinter einem Ausläufer der Karawanken verliert. Mit elegantem Schwung lässt sich die Straße von der leicht gebogenen Brücke über den Fluss tragen, bremsen, zwei Kreisverkehre hintereinander und nun gilt es, den letzten Bergwall vor dem endgültigen Süden zu bezwingen. Akbar ist es eine Ehre, treue Freude, mich durch Serpentinen, Kurvenkombinationen zu schwingen, die wenigen Geraden in die Höhe zu katapultieren, um gleich darauf zahm schnurrend eine Spitzkehre auszuzirkeln. Dann kommt der Tunnel. Dieses Loch mit so viel Symbolik: davor Heimat, dahinter Fremde. Heimatland, Fremdland. Daheim, Urlaub. Immer wenn mich diese dunkle, spärlich beleuchtete Röhre, in der ich jedes Mal ein wenig friere, so viel kälter ist es, ins Sonnenlicht entlässt, stellt sich etwas in mir um. So, als würde ein gewichtiger Hebel, unter dem ›Abenteuer on‹ steht, umgelegt. Und tatsächlich ist das überwundene Bergmassiv der letzte große Wall vor dem Süden, ja vor dem Meer.

Ab nun geht es beständig bergab, zuerst ein freudiger Sturz in die Tiefe, zunehmend flacher, beruhigter. Dann kommt die Autobahn, ich mag Autobahnen nicht, aber heute freue ich mich über sie. Zuverlässig schnurrt der Sechszylinder mit dreitausendfünfhundert Umdrehungen dahin und bringt uns so mit etwa hundertvierzig Kilometer pro Stunde unserem ersten Ziel näher: Triest mit seinem Hafen.

Als ich von der Autobahn abfahre, ist sie noch nicht zu Ende, aber ich nehme eine Abkürzung übers Land hinüber zur Hafenstadt. Diese Strecke war früher die Hauptroute, heute ist sie nahezu verwaist. Jedes Mal, wenn irgendwo ein Stück Landstraße durch eine Autobahn ersetzt wird, krampft sich etwas in mir zusammen. Sicher, praktisch ist es, wenn man schneller vorankommt. Aber genau das ist es ja - schneller voran. Wieder blitzt ein Bild in meinem Kopf auf, diesmal von einem Heer von Menschen, aufrecht auf Fahrrädern sitzend, alle gleich, die Räder, die Menschen, ihre Gesichter. Mit äußerster Kraft strampelnd, angstvoll den Blick auf etwas Undefiniertes in der Ferne gerichtet, nur vages Ziel im Sinn, irgendein Ankommen. Manchmal fällt einer um, erschöpft oder vor verlassenem Mut, dann rollen alle anderen so lange über ihn hinweg, bis der Boden wieder so glatt ist wie vorher. Kein Gesichtsausdruck ändert sich dabei, kein Stocken im Hasten. Der Weg ist uninteressant geworden, lediglich irgendwelche Ziele zählen. Dabei ist das Zielerreichen lediglich ein Fingerschnippen. Zum Glück verfliegt das Bild schnell, lässt mich wieder hier sein, Atemzug um Atemzug, Reifenumdrehung um Reifenumdrehung.

Kein nennenswerter Hügel, der allerletzte vor dem weiten Meer, nach dem ich wieder sachte abwärts rolle. Da ist das kleine Dörfchen in dem stillen Tal abseits des großen Verkehrs, die lange Allee aus majestätischen Linden, flankiert von Wiesen, die sich aus ihrer Horizontale beidseitig in einen Hang zu schmiegen beginnen. In diese Allee gleite ich nun aus meiner erhöhter Lage, sehe sie vor mir ausgebreitet, bevor ich in sie eintauche. In ihrer Mitte liegt rechts das kleine Gasthaus, in dessen Gastgarten ich gerne Pause mache. Aber nicht heute. Heute nur ein kleiner Zwischenstopp auf dem Parkplatz, der in ein paar Kilometern kommen wird.

Die Hügelkuppe, eine leichte, sehr langgezogene Rechtskurve. Der Parkplatz taucht auf. Hier gönne ich mir nun gerne eine kleine Unterbrechung, um noch einmal meinem kleinen Buben die große Welt zu zeigen. Herunterschalten, bremsen. Ständer, Helm auf den Rückspiegel, Jacke auf.

 

Gruselnacht

Was für eine Nacht! Keine Angst, es kommen keinerlei Begeisterungsausbrüche. Seit rund zwanzig Jahren habe ich nicht mehr im Zelt geschlafen. Ich bin ständig zwischen dem Komfort meines alten Häuschens und dem Schreibtisch in meinem Prokuristenbüro hin- und hergependelt. Und vor zwanzig Jahren war es eine dicke Luftmatratze, die ich als quengelndes Gummiteil in Erinnerung habe; aber immerhin war sie weich. Heute bin ich fünfundvierzig und meine Unterlage hier ist alles andere als weich. Sie ist dünn. Sie ist hauchdünn, aber dafür hochmodern. Wenn man die Rolle - ihre originale Aufbewahrungsform - loslässt, dann springt sie automatisch in Matratzenform, bläst sich selbst auf, stöpselt sich zu und legt sich ins Zelt. Selbst wenn sie das alles täte - und ich versichere, sie tut nichts davon - wäre sie schlicht und ergreifend einfach nicht erwachsen. Länge mal Breite schon, aber mit ihrer Dicke ist sie für die Menschen, die am liebsten auf dem Boden schlafen. Ohne Teppich, versteht sich. Für all jene, die sich auch auf Betonböden wohlfühlen, ja selbst nicht vor Nagelbrettern zurückschrecken. Sie ist nicht für Weichlinge. Wie mich. Für einen Stadtmenschen - zwar mit leicht trainierten achtzig Kilo bei einem Meter achtzig nicht verweichlicht fett - der es aber doch gewöhnt ist, in Betten zu übernachten. Der warm duscht, Regenschirme benutzt und im Winter heizt. Sie ist für den echten Abenteurer. Ich bin kein Abenteurer. Nächste Nacht werde ich versuchen, im Sattel sitzend zu schlafen.

Aber es ist nicht nur hart. Auch Akustik ist im Zelt lebensecht und hautnah. Jetzt verstehe ich, warum sich viele einen antrinken, bevor sie in ihr Zelt schlafen gehen. Man hört wirklich alles. Da sind zum Beispiel all die anderen Schläfer. Am gleichen Zeltplatz und allen benachbarten Zeltplätzen. Manche davon halten sich zur Nachtruhe ebenfalls in Zelten auf und zu speziell denen hat man ein nahezu schlafsaalmäßiges Naheverhältnis. Zum Beispiel die Franzosenfamilie schräg vis-à-vis. Er sieht am Tag völlig harmlos aus. Ein netter Vater zu seinen Kindern, offenbar unkompliziert, denn sie können mit ihm tun, wonach ihnen ist. Er wäscht auch das Geschirr und die Wäsche, hängt Letztere zum Trocknen auf die Leine. Aber dann - in der Nacht, nein, dann schnarcht er nicht, sondern er schlüpft in sein Zorro-Gewand! Packt die Motorsäge, wirft sie an und besucht Zelt für Zelt im Umkreis von mehreren hundert Metern. Seine Spur ist gesäumt von psychisch Labilen, die nur noch ängstlich in die Morgensonne blinzeln und beim geringsten Motorengeräusch panisch zusammenzucken.

Oder die Straße. Es ist mir gestern gar nicht aufgefallen, dass sie quer durch mein Zelt verläuft. Sie muss verlegt worden sein, während ich eingeschlafen bin. Noch am Abend hatte ich eine wohlwollende Bemerkung über den angenehmen Klang der 100ccm-Mopeds gemacht, die hierzulande unsere 50ccm-Schreier ersetzen. Allerdings wusste ich nicht, dass sie alle nachts scharf neben meinem Kopf parken werden. Auch wusste ich nicht, dass sie direkt an der Luftmatratze, die mit ihrer Dicke durchaus mit Crèpes Suzettes konkurrieren kann, vorbeidonnern. Und das so knapp, dass ich mich die ganze Nacht nicht getraut habe, auch nur einen Zeh über den Rand zu strecken - vor lauter Angst, dass er abgefahren wird. Auch die Finger hatte ich offenbar unter Kontrolle, denn sie sind alle noch dran.

Es waren aber nicht nur die vielen Tausend Mopeds, sondern auch die Lastautos, Personenautos, Traktoren und - es waren die Tauben. Ihr Ruf ist weder schrill noch laut, aber ihre Tonfolge bewegt sich in einer aufdringlich-gleichgültigen Frequenz, die mich in den Wahnsinn zu treiben versteht. Jetzt erst verstehe ich den tieferen Sinn des Spruchs »Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach« in seinem vollen Umfang.

Aber was soll ich sagen. Es ist Griechenland, die Sonne scheint. Ich krame halt meine Zahnbürste bereits im ersten Morgendämmern heraus und mache mich völlig übernächtig auf den Weg zur Dusche. Der Motorsägemann ist dabei, sein Gerät zu warten, die Säge läuft momentan nur im Leerlauf. Jeden fünften Schritt schüttle ich ein Steinchen aus den Sandalen, mal aus der linken, mal der rechten, mal aus beiden.

Die Dusche ist in einem rechteckigen Betonblock, der rundherum Fenster-Löcher hat, die an Schießscharten erinnern. Dass es sich um Beton handelt, erkennt man dann, wenn man die Schicht Efeu beiseiteschiebt. Er rankt vom Dach herunter, wandert über Wände und Vorsprünge, am Waschbecken vorbei und visiert die Klomuscheln als nächstes Ziel an. Doch das Wasser ist warm und fühlt sich wohlig an auf den wunden Hüft- und Schulterknochen.

Ich mache einen ausgedehnten Spaziergang am Strand entlang und dann gemächlich zurück zum Zelt. Eine ganze Zeit lese ich. Irgendwann höre ich, wie meine zwei Fakire im Nebenzelt langsam erwachen. Aber es dauert noch eine ganze Weile, bis ich das Rapsen des Reißverschlusses höre und Roberts blinde Augen in die Sonne blinzeln.

Nun sitzen wir an dem weißen Plastiktisch auf ebensolchen Stühlen, welche die Campingbesitzerin Robert freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Bei etwas Käse und Brot ist die Nacht bald vergessen. Ich sehe Akbar an, dass auch er sich von den Kilometern des vergangenen Tages prächtig erholt hat.

 

Märchenbuchseiten

Ich bin wieder wach. Es ist noch dunkel. Nein, nicht mehr ganz, kaum merklich wird es Licht. Stille. Da: ein leises Tlüüühh. Noch scheint niemand den Tag bemerkt zu haben. Tlüüühh. Stille. Leise wird es heller, drüben erwacht ein Hahn. Weit entfernt halbherziges Hundegebell. Mehr Hähne, mehr Licht. In der Ferne ein Auto. Zwei, drei Möwenrufe. Das alles binnen zwanzig Minuten. Dann geht es immer schneller. Tauben beginnen ihr Ruguuh im Chor, dazwischen Hähne, weitere Vögel, Traktoren, Hunde ... ein Reißverschluss von einem Zelt - der Tag ist erwacht.

Gestern Abend hatten wir beschlossen, heute aufzubrechen, um im wahrsten Sinn des Wortes zu neuen Ufern zu gelangen. Alles heute Morgen ist äußerlich gleich wie gestern früh: warm, angenehm. Trotz meiner gestrigen Gedanken liegt ein kühler Schatten über meinem Gemüt. Ich versuche, ihn wegzuwischen, indem ich mich wieder gezielt auf all das Attraktive des Augenblicks konzentriere. Es genau ins Auge fasse und ihm meine spezielle Aufmerksamkeit schenke. Ein wenig hilft es. Zugleich komme ich mir wie ein Verräter vor, weil ich die Gedanken feige beiseiteschiebe. Die kommende Fahrt wird mich sicher auf andere Gedanken bringen. Man muss sich nicht immer allen Dingen stellen. Ablenkung in Maßen soll manchmal erlaubt sein. Oder?

Ein letztes Frühstück auf den weißen Plastikstühlen am weißen Plastiktisch. Wir sind fertig, tragen die Möbel zur Rezeption des Platzes und bezahlen auch gleich.

Jetzt stehen wir über die Karte gebeugt, die auf einem Sattel ausgebreitet liegt, um die Route durchzugehen. Unser Ziel ist der lakonische Golf, an dessen nordwestlicher Ecke Gythio liegt. Unterhalb von Gythio sind einige Campingplätze eingezeichnet. Das bedeutet Trubel, vermute ich. Deshalb schlage ich den Solitär vor, der am Ostrand des langen Sandstrandes eingezeichnet ist. Immer noch habe ich den Wunsch nicht aufgegeben nach einem kleinen abgelegenen und auserlesenen Platz, wenige Leute, eine romantische Taverne. Genau so einen Fleck, von dem Tian auf dem Schiff erzählte. Ich frage Robert, ob er sowas kennt, aber er verneint.

Schließlich ist es so weit. Robert und Michael haben Gummisäcke, in denen sie ihre Sachen verstauen. Eine gute Technik, finde ich, alles gemeinsam und trocken untergebracht. Am Rande kommen mir meine Planen-Experimente des letzten Abends in den Sinn. Da ich meine Teile einzeln mit Zurrgurten festmachen muss und mir auf dieser Reise noch die Übung fehlt, müssen die Freunde auf mich warten. Ich bin zwar nicht ganz zufrieden mit meiner Bepackung, finde sie etwas lasch, will aber die anderen nicht noch länger warten lassen.

Wir rollen im Konvoi so langsam wie möglich über die Kieswege des Platzes, dann zügig nördlich hinaus aus Drepano. In allen Orten auf der Strecke bis Nafplio mache ich dieselbe amüsante Erfahrung: Bei den Kreuzungen geht es nicht darum, wer rein rechtlich Vorfahrt hat, sondern der kommt zuerst dran, der intuitiv den richtigen Zeitpunkt erwischt. Ich empfinde diese Vorgangsweise als flüssig, angenehm und problemvermeidend. Dabei sind Kreuzungen darunter, bei denen bis zu sechs Straßen zusammenkommen. Es klappt immer!

In Ort selbst ist ein Kurzaufenthalt geplant, um aus einem Bankomat meine Geldreserven aufzubessern. Wir fahren in den Ort. Ich bin begeistert! Orient pur! Blumen - von denen ich nur die Bougainvillea kenne - in brillanten Farben, haushohe Palmen und belebte enge Gässchen. Die Lokale haben sich typisch südlich auf die Straße ausgebreitet, dass für Verkehr wenig Platz bleibt. Pflanzen nutzen jedes Kabel, um durch die Gegend zu klettern. Eine schwarze Katze blickt mich kurz misstrauisch und gleichzeitig gierig an und entscheidet sich zur Flucht in einen Innenhof. Ich nehme mir vor, hier irgendwann einen Extratag einzulegen, um unscheinbarere Winkel zu erforschen. Zuerst suchen wir einen Laden, damit ich mir die Straßenkarten besorgen kann, die mir Robert empfohlen hat. Diese Karten stammen vom griechischen Militär und zeigen nahezu jede Straße. Auch die Straßenqualität zeigen sie an.

Wir wandern und wandern und wie mit den Tankstellen haben sie es hier ebenfalls mit den Bankomaten nicht so sehr: dünn gesät und schwer zu finden. Meine üblich routinierte Herangehensweise an den Automaten wird nach dem dritten gescheiterten Versuch zu einer aufmerksamen, ja fast vorsichtigen. Er will kein Geld hergeben, streckt mir in Form unqualifizierter Meldungen die Zunge heraus. Bevor er auch noch die Karte frisst, gebe ich auf und gehe in die Bank. Zuerst erkläre ich Misserfolg und gleichermaßen Dringlichkeit freundlich, werde aber ob der Sturheit der Griechin hinterm Schalter - mittlerweile unterstelle ich ihr still Touristenfeindlichkeit - zunehmend verärgert. Allein meine Emotionspalette perlt an ihr ab, als hätte sie sich mental mit Öl eingelassen und wiederholt nur: »You have a problem with your card.« Was für eine großartige Erkenntnis, als ob ich das nicht selbst schon wüsste.

Robert dagegen findet die Szene in höchstem Maße komisch, hat bald zu grinsen begonnen und kichert nun schon die längste Zeit unverhohlen. Währenddessen wiederholt er den Satz immer wieder und lässt ihn sich, unterschiedlich moduliert, auf der Zunge zergehen. Ich hasse ihn. Der Satz gefällt ihm sogar so gut, dass er mir versichert, als wir ins Freie treten, dass er sich hervorragend zum Running Gag dieser Reise eignet. Ich hoffe auf ein mieses Gedächtnis seinerseits, bin aber nicht sehr zuversichtlich. Schließlich ist er Professor an einer Uni, hat also berufliches Gedächtnistraining.

Wir treffen einen Biker, den Robert und Michael einige Tage zuvor kennengelernt hatten. Angewidert sagt er »Das ist ja so heiß, dass man nicht einmal fahren kann«. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, aber zum Glück sind Menschen verschieden und haben so auch unterschiedliche Vorlieben. Oder er gehört zu denen, die auch bei vierzig Grad im Schatten nur in voller Montur unterwegs sind. Dann verstehe ich ihn.

Wir sind zurück bei unseren Maschinen. Der erste Augenblick auf dem Sattel ist mühsam, die Jeans können die Hitze nicht wegmachen, mit denen er aufgeheizt ist. Es wird umgehend erträglich und der Fahrtwind weht mir dezent blubbernd hinterm Windschild entgegen. Robert fährt doch wirklich in seinem kompletten Lederdress.

Die Bergflanken, die aus dem Meer steigen, sehen aus wie das Fell räudiger Hunde: kleinfleckig die Büsche auf kargem Untergrund. Vielleicht ist es noch zurückgehaltene Wärme des jugendlichen Tages. Oder das beinahe kobaltblaue Leuchten der Wasserfläche mit ihrem Rüschenrand, wo sie auf Land trifft, und dem Gutelaunestrahlen der Sonne darüber. Oder die Kurven, in die ich mich schmiege wie in ein Kissen. Wahrscheinlich alles zusammen. Ein besserer Ausdruck für die Stimmung fällt mir nicht ein. Besser als perfekt. Die Straße windet sich in nicht zu engen Kurven an der Steilküste entlang, der Asphalt ist griffig. Es macht Spaß, zwischendurch flott zu fahren und sich mit den Kurven physisch verbunden zu fühlen! Sich der Schräglage hinzugeben, um sich nach dem Aufrichten aus der einen Kurve sich auch schon in die nächste fallen zu lassen. Eine Beschäftigung, die süchtig macht und an das Einswerden mit der Umgebung erinnert, die ich auch vom Tanz her kenne.

Wir sind keine zehn Minuten am Kurvenpendeln, noch bevor wirklich flüssige Fahrt aufkommt, als Michael hinter mir hupt, mich heftig anblinkt und aufgeregt bedeutet, rechts ran zu fahren. Seiner Eindringlichkeit entnehme ich, dass es wichtig sein muss, und nehme die allernächste Möglichkeit zum Stehenbleiben wahr. Schade, denn eben haben wir ein paar Lastwägen überholt. Ich steige ab und Michael deutet auf die rechte Seite. Der Schlafsack, vorher noch zu einer Rolle zusammengedreht gewesen, hatte sich entwickelt und ist wie eine Fahne hinterhergeflattert! Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn er sich im Hinterrad verfangen hätte! Der Gedanke daran lässt mich trotz der Hitze frösteln.

Der Schreck ist schnell vergessen. Kilometerweit winden wir uns die Küste entlang in ständigem Pendeln von Kurve zu Kurve. Auch wenn die Bergrücken monoton mit Macchie bewachsen sich braungrau zum Meer absenken, reichen Sonne und die glitzernde, tiefblaue Fläche des argolischen Golfs dazu aus, mein Herz andauernd höher schlagen zu lassen.

In einer Ebene sind wir von geometrischen Figuren von Feldern umgeben. Hier biegt die Straße  gleich von der Küste nach Westen  ins Landesinnere ab, bald danach treffen wir auf die ersten Häuser von Leonidio. Durch das Dörfchen, das wirkt, als würde es vor sich hinträumen, schlängelt sich die Route so unbedeutend, dass ich mir nicht sicher bin, ob wir die Hauptstrecke getroffen haben. Die Wände der aufgefädelten Häuser werfen das Bullern unserer Maschinen vervielfacht zurück. Direkt an der Straße sitzen Männer auf Holzstühlen, trinken ihren Kaffee und plaudern. Die Gasse ist so schmal, die Leute so nahe - wäre ich boshaft, bräuchte ich nur manchmal den Fuß auszustrecken, um ihnen den Sessel unterm Hintern wegzukicken. Die Ortsdurchfahrt nimmt fast kein Ende, im unregelmäßigen Zickzack geht es in die immer enger werdende Schlucht hinein. Irgendwann aber hat es sogar Leonidio satt, uns zu behalten und entlässt uns in ein heißes, enges und absolut leeres Tal.

Nicht dass es nichts gäbe hier herinnen. Alles Mögliche. Nur eines nicht: Leben. Kaum haben wir die letzten Häuser hinter uns gelassen, schließt sich das Tal um uns, nimmt uns gefangen. Als ob uns der Ort ausgespuckt und dem Tod übergeben hätte. Knochentrocken, heiß, unwirtlicher geht es nicht. Das mag zu einer Wüste passen. Aber hier...? Wir fahren fünf Minuten; zehn; zwanzig Minuten, nein, eine ganze Stunde. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Es ändert sich nichts an dem Bild: Links neben der Straße geht es noch etwas abwärts in das ausgetrocknete Bachbett; zu beiden Seiten steigen die Berge steil ein- bis zweihundert Meter an. Die Sonne fällt, zumal es sich um ein Ost-West-Tal handelt, ganztägig ein. Wabernde Hitze und völlige Windstille, rundherum die absolute Dürre und Leblosigkeit. Durch die engen Kurven kommen wir nur langsam voran. Der Thermometer steigt und steigt; weit über vierzig Grad und dann steht er an. Nicht einmal der Fahrtwind kühlt. Es fühlt sich an, als ob ich in einem Ofen säße und einen Föhn auf mich gerichtet hätte. Ich spüre den Schweiß den Rücken hinunterrinnen. Unwegsame, stachelige Macchie macht die Straße zur einzigen Fluchtmöglichkeit. Unwillkürlich halte ich Ausschau nach Skeletten von Bikern, denen auf der Strecke der Sprit ausgegangen ist. Karl May kommt mir in den Sinn und Namen wie Llano Estacado. Und doch begeistert mich dieses Erlebnis! Wiederum hat Griechenland eine neue Karte seines unerschöpflichen Repertoires ausgespielt!

Nach einer gefühlten Ewigkeit monotonen Kurvens in niedrigem Tempo und hohen Temperaturen hält Robert unvermutet an, so unerwartet, dass ich ihm fast auffahre. Er bleibt sitzen und seine Transalp tuckert vor sich hin. Stumm zeigt er nach schräg oben. In seiner Lederkluft muss es erst recht die Hölle sein.
Ich folge seinem Arm und - das gibt’s doch nicht! In Himmelshöhe ein weißer Punkt in der Wildnis. Hier? Menschen? Und dazu noch ein Kloster? Mitten in der Felswand klebt es wie ein befenstertes Schwalbennest, an diesem Ort, in der völligen Abgeschiedenheit!

Auch Robert steigt ab und wir machen eine kurze Rast. Das Wasser in den Seitenkoffern ist warm wie frisch gekochter Tee. Kaum stehe ich, läuft der Schweiß am ganzen Körper hinunter. Auch auf den bloßen Unterarmen bilden sich Schweißperlen. Selbst wenn der Fahrtwind wie ein Föhngebläse wirkt, ist es doch viel erträglicher, als so direkt den ungebremst stechenden Sonnenstrahlen und der unbeweglichen, flimmernden Hitze ausgeliefert zu sein.

Lange quälen wir uns nicht, sondern fahren bald weiter. Nach ein paar Minuten beginnt die Straße anzusteigen. Eine Serpentine folgt der anderen und in einer, nach rechts dem Berg zugewandten, sehe ich eine Tafel mit der Aufschrift Elonis. Und dann realisiere ich erst: Man kann also dieses Kloster, das ich von unten aus als himmelsferne Feste bewundert habe, ganz einfach direkt besuchen? Und bequem auch noch, ohne die Felswand erklettern oder sich abseilen zu müssen? Damit bröckelt für mich viel von dem Geheimnisvollen dieses Orts. Robert ist schon vorausgefahren, so nehme ich Elonis still in meine To-Do-Liste für nächstes Mal auf und folge ihm.

Nun sind wir oben angekommen, wobei ›oben‹ nicht als Berg zu verstehen ist. Vielmehr breitet sich nun eine weitläufige Hochebene vor uns aus. Sie ist nur anders, jedoch nicht weniger einsam als die Strecke durch das Tal, das in meine Erinnerung als Death Valley eingeht. Hier kommt mir die Fahrt ebenso zeitlos vor. Im Gegensatz ist es hier heroben angenehm kühl, ja, ich würde sogar fast meine Jacke vertragen. Wir befinden uns ja immerhin auf rund 1200 Meter Seehöhe.

Es geht zügiger voran, vielleicht kommt mir das aber auch nur durch das erträglichere Klima so vor. Wiederum ist der Asphalt griffig. Ich denke mir, dass in der Mongolei die Abgeschiedenheit und Einsamkeit kaum größer sein kann. Kein Haus. Keine Ziegen. Nichts. Es macht auf mich den Eindruck, als ob das Kloster der einzige Stützpunkt mitten in einer Welt aus heiß-bedrohlicher Enge und weitläufig-kühler Verlassenheit  wäre. Und trotzdem - oder gerade deshalb - genieße ich das prickelnde Gefühl dieses Abenteuers, dessen Ingredienzien jetzt aus Abgeschieden- und Ausgeliefertsein bestehen. Bis zum Horizont Macchie und Föhren, Steine und dazwischen das unstete, graue Band der Straße vor uns.

Aus dem Nichts taucht eine Hütte auf. Gleich darauf fällt die Straße ab und macht ein paar sanfte Schlenker. Zwei, drei weitere Hütten folgen. Eine kleine Kurve und - mir bleibt die Luft weg! Rollen wir doch tatsächlich in einen belebten Dorfplatz ein!

Ich kann es nicht glauben. Mit offenem Mund lasse ich die Maschine ausrollen, fahre zur Seite. Der Ort hat sich so überhaupt nicht angemeldet; er war plötzlich einfach da! Wie durch einen Zauber herbeigeholt!

Der Platz ist nicht groß, er liegt geborgen zwischen Häusern und der mächtigen Kirche eingebettet. Ausladende alte Bäume spenden impressionistisch durchbrochenen Schatten. An Kaffeehaustischchen sitzen Menschen, andere stehen in einer kleinen Gruppe plaudernd beisammen und wieder andere spazieren über den Platz irgendeinem Ziel entgegen. Blumen ranken aus Töpfen, ein Kellner trägt ein Tablett. Ansprechende, altmodische Leuchten sind über den Platz verteilt, um ihm dann nachts mit ihrem Licht Struktur zu verleihen. Der Duft von Weihrauch konkurriert mit dem einer Bäckerei; ein leises Flirren und Murmeln liegt über dem Platz. Märchen! Ein unbemerkt hergezaubertes Märchen!

Robert, der Realist, fährt aber bereits weiter, aber ich kann nicht anders als kurz stehen zu bleiben, um dieses Bild in mich aufzusaugen. Was für ein Tag! Die traumhafte Küstenstraße; dann das Wahnsinnstal der Hitze; anschließend der deftige Szenenwechsel auf die folgende Hochebene der Einsamkeit; und nun das hier! Dieser Ort, der anmutet wie aus tausendundeiner Nacht! Mein Herz weitet sich und ich bin nur ausgefüllt von Dankbarkeit für diese Therapie durch das Universum!

Robert empfindet leider anders und ist absolut nicht zu einer Pause zu bewegen. Ungeduldig wartet er immer noch am Ortsausgang, schüttelt mit dem Kopf, als ich ihm bedeute, zurückzukommen, kurz etwas zu trinken. Ich weiß, er muss zuerst den Übernachtungsplatz gesichert wissen. Es kostet mich eine Menge Überwindung, mich loszureißen!

Die Straße weitet sich, wird großzügig und verläuft stetig abwärts, geht es ihr doch darum, Meereshöhe zu erreichen. Es macht Spaß, wieder einmal mit hundertdreißig durch die Gegend zu fegen. Plötzlich - ein kurzes Flattern vor mir. Was war das? Dann wird mir klar, was passiert ist. Der Unterdruck hat einige Zettelchen aus dem nicht ganz geschlossenen Klarsichtfach meines Tankrucksacks gerissen! Fast im gleichen Augenblick realisiere ich: Da ist ja auch der Zettel drin, auf den Alice ihre Adresse geschrieben hat! Ich bremse heftig, bleibe stehen und untersuche den Inhalt der Tasche. Stück für Stück - viel ist nicht mehr drin. Und der Zettel mit Alices Daten fehlt!

Starr sitze ich auf Akbars Sattel und Röte schießt mir ins Gesicht. Ein Gefühl, als hätte ich etwas sehr Schlimmes angestellt, steigt in mir empor. Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt und nur mein Verstand versichert mir, dass mich keine Tracht Prügel erwartet. Zornig, verzweifelt hämmere ich mit den Fäusten auf den Tank, dann lehne ich mich zurück und schreie es in den hellblauen Himmel: »S-c-h-e-i-ß-e! Verdammte, verfickte Riesenscheiße!«

Ich kehre um, nach zweihundert Metern abermals, und rolle im Schlendertempo abwärts. Angestrengt schaue ich auf und neben die Straße. Keiner der Zettel - es waren drei oder vier - ist zu sehen. Dabei liegt gerade hier kein Müll neben der Straße, ich müsste sie schnell sehen können. Denke ich mir. Panik steigt in mir auf, ich suche fieberhaft weiter. Auch nach einer halben Stunde finde ich nichts, obwohl ich mich recht genau an die Stelle erinnere, wo es passiert ist. Nun hilft mir die Konzentration auf den Augenblick, die ich noch heute Morgen als so heilend empfunden habe, rein gar nichts mehr! Ich pfeife drauf! Mein doppelter Boden ist weg! Mein letzter Kontakt zu Alice zunichte gemacht! Verdammte Scheiße! Ich hatte mir ihre Mailadresse nicht angesehen, nicht einmal ihren Nachnamen! Also weiß ich von ihr tatsächlich nichts, außer dass sie Alice heißt. Ich koche innerlich! Ich spüre den Puls in meinem Hals und schimpfe mich unzählige Male einen oberflächlichen Idioten. Die einzige Hoffnung, die noch bleibt, dass ich sie vielleicht im Telefonbuch finde. Doch in München wird es eine Menge Alices geben! Nein, es ist keine wirkliche Hoffnung ...

Robert und Michael waren umgekehrt und hatten am Schluss bei der Suche geholfen. Jetzt bitte ich sie, vorauszufahren und mache das Schlusslicht unseres Konvois. Der Kloß in meinem Hals hat sich stabil eingerichtet. Von der Landschaft um mich herum bemerke ich nichts. Nun, genau genommen stimmt das nicht. Ich sehe sie durchaus. Aber ich sehe sie so, wie man eine weniger interessante Passage in einem Film sieht. Auf jeden Fall nicht als Teil meines eigenen Lebens. Natürlich sitze ich auf Akbar und fahre den beiden Freunden hinterher und vor mir hüpfen ihre Rücklichter so, wie es die Bodenunebenheiten vorgeben. Doch sie dringen nicht zu mir durch. Sie fahren in einem anderen Film als ich. Und wo ich fahre, das weiß ich nicht.

 

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